“Ich schwanke noch zwischen Meisterschule und Universität”

Kristina Körgesaar hat beim Leistungswettbewerb “Profis leisten was” im Jahr 2015 den dritten Platz belegt. Im Interview berichtet sie  unter anderem, wie die Prüfung lief und wie ihre berufliche Zukunft aussieht.

Herzlichen Glückwunsch, Frau Körgesaar! Sie sind als dritte Bundessiegerin aus dem diesjährigen Leistungswettbewerb hervorgegangen. Wie waren die Reaktionen in Ihrem Betrieb?

Dankeschön! Es haben sich alle sehr gefreut. Ich bin ja weiterhin in meinem Ausbildungsbetrieb in Hamburg und da in den vergangenen Jahren kein Geselle aus meinem Betrieb am Wettbewerb teilgenommen hat, waren alle sehr stolz. Es war schön, mit allen Kollegen zusammen auf den Erfolg anzustoßen. Sie hatten natürlich viele Fragen: Wie läuft der Wettbewerb ab? Welche Aufgabenstellung wurde vorgegeben? Wie waren die anderen Teilnehmer? Die Kollegen waren übrigens super nett und wir hatten viel Spaß. Eine Urkunde hängt bei mir Zuhause, und eine im Betrieb. Das freut mich schon sehr!

Wie kamen Sie denn zur Ausbildung in der Augenoptik?

Ich habe mein Fachabitur gemacht, jedoch hatte ich keine Idee, welchen Studiengang ich nehmen sollte. Dann habe ich recherchiert: Welche Berufe haben Zukunft und sind auf gar keinen Fall langweilig? Ich habe dann Bilder einer augenoptischen Bildungsstätte im Internet gefunden und war so fasziniert, dass ich mich um eine Ausbildung in der Augenoptik beworben habe. Ich hatte großen Elan, etwas komplett Neues zu lernen.

Reizt Sie mehr das Handwerkliche oder das Verkaufen und der Kontakt mit den Kunden?

Es ist das gesamte Paket, das die Vielfalt der Augenoptik ausmacht. Ich darf mit Kunden arbeiten, sie beraten, ihnen helfen und für sie da sein. Es ist ein tolles Gefühl, klares und deutliches Sehen zu schenken. Auch mit den eigenen Händen etwas zu bauen, zu reparieren und mit dem Endergebnis anderen Menschen zu helfen – das ist toll! Durch die Vielfalt der Kunden ist es auch nie langweilig und man steht jeden Tag vor neuen Herausforderungen.

Abgesehen von einem grundsätzlichen Interesse an Naturwissenschaften, welche persönlichen Eigenschaften sind – Ihrer Meinung nach – hilfreich für den Beruf des Augenoptikers?

Auf jeden Fall sollte man kontakt- und kommunikationsfreudig sein und darf keine Angst vor Menschen haben. Soziale Kompetenz, Modebewusstsein, Ehrgeiz – das sind Aspekte, die ich unheimlich wichtig finde. Die Augenoptik ist meiner Ansicht nach einer der komplexesten Handwerksberufe. Und ohne das Interesse für die Details kommt man nicht weit.

Als Sie die Aufgabenstellung “Cocktails around the World” beim Wettbewerb erhielten, hatten Sie da sofort eine Idee?

Erstaunlicherweise waren wir alle am Abend vorher noch in einer Bar. Als uns das Thema dann mitgeteilt wurde, mussten wir alle lachen. Ich hatte schon ein Bild vor Augen: Meinen Lieblingscocktail! Aber durch die vorgegebenen Maße war die Umsetzung schon eine Herausforderung.

Ihre Ausbildung haben Sie in Hamburg absolviert, waren demnach das erste Mal im Aus- und Weiterbildungszentrum in Karlsruhe. Wie hat es Ihnen hier gefallen?

Wir haben, wie in Baden-Württemberg, auch zwei Wochen ÜLu pro Lehrjahr. Aber unsere Kurse finden in einem Raum in der Berufsschule statt. Da sind die Dimensionen in Karlsruhe natürlich ganz anders. Man musste erstmal schauen, wo man hin muss. Aber es hat mir sehr gut gefallen. Alles ist super modern, ich habe mich sehr wohl gefühlt.

Vielleicht kommen Sie ja im Rahmen Ihres weiteren Berufsweges mal wieder nach Karlsruhe. Erst einmal sind Sie wahrscheinlich froh, die Gesellenprüfung erfolgreich abgeschlossen zu haben. Aber haben Sie vielleicht schon Pläne für die Zukunft? Überlegen Sie schon, z. B. später noch Ihren Meister zu machen?

Ich schwanke noch zwischen Meisterschule und Universität, tendiere aber zum Meister. Der Abschluss ist in der Gesellschaft einfach anerkannt, jeder verbindet mit dem Meister etwas Positives. Auch denke ich, dass die Meisterschule eher praxisorientiert ist und ich meine jetzigen Kenntnisse super vertiefen kann.

Gibt es etwas, was Ihnen aus Ihrer Ausbildungszeit besonders in Erinnerung geblieben ist? Eine besondere Aufgabenstellung oder ein außergewöhnliches Kundengespräch vielleicht?

Allgemein fand ich Situationen immer sehr spannend, wenn ein unzufriedener Kunde in den Laden kam. Zu Beginn dachte ich noch: “Oh nein, was soll ich jetzt tun?”. Aber wenn man zeigt, dass man den Wunsch des Kunden versteht, die Äußerungen nicht persönlich nimmt, und er oder sie dann mit einem Lächeln wieder geht – dann ist man stolz auf sich. Man lernt viel über Menschen.

Sie haben sich ja für diesen Wettbewerb qualifiziert, indem Sie bereits als Beste Ihres Bundeslandes bei der Gesellenprüfung abgeschnitten haben. Haben Sie Tipps für andere Azubis, wie man sich am besten auf die Prüfung vorbereitet?

Ganz einfach: Hinsetzen und lernen! Wer die Grundprinzipien versteht, kommt klar. Das Handwerkliche muss man natürlich üben – da reicht nicht eine Stunde im Monat! Einige Handgriffe dauern vielleicht ein bisschen länger um sie zu verinnerlichen, aber wenn man übt, bis man es kann, dann ist das ein Erfolg. Vor den Prüfungen habe ich die Anpassung beim Kunden an einem Stofftier geübt. Das hat mir sehr viel gebracht.

Vielen Dank für Ihre Zeit und alles Gute für die Zukunft!