50.157 Schritte durch Frankreich

Veröffentlicht am 12. April 2019

Augenoptikerfachklasse AO F1 besucht die École des Métiers in Dijon

Elf Azubis haben in Begleitung ihrer Lehrerinnen Anja Magatzi-Seifert und Ursula Haubrich vom 25. bis 29. März an einer Schüler-Begegnung mit ihrer Partnerschule in Dijon-Longvic teilgenommen. Neben der Verbesserung der eigenen Fremdsprachenkenntnisse standen außerdem der fachliche Austausch sowie das Sammeln interkultureller Erfahrungen auf dem Programm.

Dijon. (red) Bereits nach dem ersten Tag bemerkt Augenoptiker-Azubi Nick, dass es ihm schon viel leichter falle, die Sprache zu verstehen. Sein Gehörsinn hat sich schnell an den melodischen Sprachfluss des Französischen gewöhnt. „Ich war erst skeptisch, ob ich mich verständigen kann“, ergänzt Mitschülerin Clarissa. Die erste Unterrichtseinheit zur Simulation eines bilingualen Verkaufsgespräches erleichterte ihr hierbei den Einstieg in die Fremdsprache. Doch auch Übersetzungsprogramme und hilfsbereite Lehrerinnen standen den angehenden Augenoptikern zur Seite.
Die Förderung der Sprachkenntnisse war nur ein Ziel des Austauschs. Schließlich trafen die deutschen Berufsschülerinnen und -schüler auf Jugendliche mit dem gleichen Berufsziel wie sie und konnten hierbei feststellen, dass sich die Berufsausbildung im Nachbarland zum Teil sehr unterscheidet. So dürfen die französischen Auszubildenden mit ihrem BTS-Abschluss beispielsweise auch Brillenglasbestimmungen durchführen. Allerdings benötigen sie dazu einen Augenarzt. Dass diese Kooperation für die Refraktion sowie für die Anpassung für Kontaktlinsen in Deutschland nicht in allen Fällen notwendig ist, erstaunte die Franzosen.


Während des fünftägigen Aufenthaltes lernten die angehenden Augenoptiker auch die französische Lebensweise kennen: Wurst und Käse gab es zu ihrem Leidwesen nicht zum Frühstück. Der Franzose isst ausschließlich Süßes am Morgen! Beeindruckend wiederum war das mehrgängige Menü inklusive Aperitif und Wein und Käse vor dem Dessert im „Restaurant pédagogique“, dem schuleigenen Lehr-Restaurant. „Das wird alles von Auszubildenden gekocht?“, fragten sich viele, was Schulleiter Alain Tomczak sichtlich stolz bejahte. Auch der Service werde von den Schülern der École des Métiers übernommen, die den Gästen das Menü zusätzlich auf Englisch und Deutsch vorstellen.


Im Rahmen des Austauschs besuchten die französischen und die deutschen Auszubildenden auch die Geburtsstätte der französischen Brillenfassungsindustrie im 150 km entfernten Morez im Jura. „Für mich der Höhepunkt der Woche“, resümiert Azubi Felix seinen Eindruck vom Designen der Brillenfassungen, der verwendeten Software, der Erstellung von Prototypen sowie der Qualitätskontrolle.
Setareh hingegen fand den Besuch bei Essilor am besten. Der französische Glashersteller hatte die Klasse zur Besichtigung der Produktion seiner Premium- Brillengläser mit dem Label „Fabriqué en France“ (vergleichbar mit unserem „Made in Germany“) eingeladen. Eigens für dieses Merkmal hat Essilor Teile seiner bereits im Ausland befindlichen Produktion zurückverlagert. Zwar hatten Setareh und ihre Kollegen bereits etwas über den Gießprozess in der Schule anhand von Texten, Bildern und Videos gelernt, diesen in der Realität zu sehen sei aber dennoch viel eindrucksvoller. Setareh: „Dass es so viele Arbeitsschritte vom Rohstoff bis zum veredelten Endprodukt sind, wusste ich aus dem Unterricht, aber dass so viele Handgriffe und die Unterstützung von Robotern notwendig sind, war mir neu.“
Nach fünf Tagen, 2250 zurückgelegten Kilometern und rund 50.000 Schritten sind sich die angehenden Optiker bei ihrer Ankunft am Trierer Hauptbahnhof einig: „Es war eine anstrengende Reise, aber sehr lohnenswerte Erfahrung.“

Und noch ein Tipp: Wer selbst Interesse daran hat, an einem Austausch teilzunehmen, aber während der Schul- oder Ausbildungszeit keine Möglichkeit dazu hat, dem sei der Deutsch-Französische Freiwilligendienst empfohlen. Weitere Infos findet man im Internet.

Text: Anja Magatzi-Seifert, BBS GuT Trier